Amazon: Homosexuellen-Feindlich?

Amazon befindet sich aktuell in den Schlagzeilen: Das Unternehmen „filtert“ quasi Werke homosexueller Autoren aus den Suchlisten, zu Grunde liegt angeblich ein Datenbankfehler der Produkte die nicht für Kindern freigegeben sind, nicht in der indirekten Suche anzeigen soll. „Seit einigen Tagen tauchten tausende Buchtitel von homosexuellen Autoren nicht mehr auf den Bestsellerlisten des Online-Buchhändlers Amazon auf und waren damit auch bei der Produktsuche benachteiligt“ (heise.de). Ein Hacker (Scriptkid) zeichnete sich dafür verantwortlich, durch ein Script mittels der „Unpassenden Inhalt melden“ – Funktion die entsprechenden Werke in den Listen automatisiert nach unten gevotet zu haben. Amazon widersprach dem, es handele sich um eine „Panne“. Bücher wurden mit „gay“ getagged, obwohl sie nichts inhaltlich mit dem Thema zu tun hatten. Und selbst wenn – heißt „gay“ irgendwie „nicht jugendfrei“? „Nach ihren Worten beeinflusste dass Problem nicht nur den Verkaufsrang, sondern auch die Produktsuche bei Amazon, da diese mit dem Ranking zusammenhängt. Insgesamt seien 57.310 Bücher davon betroffen, die zu größeren Kategorien wie „Gesundheit“, „Geist und Körper“, „Fortpflanzungsmedizin“ und „Erotica“ gehören“ (heise.de).

So weit so schlecht.

Nun machte ich mir mal den Spaß, bei Amazon nach „Homosexualität“ zu suchen – Das erstaunliche Ergebnis:

1. Selbsttherapie von Homosexualität
2. Geschichte der Homosexualität
3. Warum gerade mein Kind?

Da fragt man sich doch, ob Amazon irgendwo im Mittelalter denkt und lenkt.

Amazon Screenshot - Suche nach "Homosexualität"
Amazon Screenshot - Suche nach "Homosexualität". Bei Amazon denkt man scheinbar sehr heterosexuell.

Links zu Seiten die Links beinhalten zu Seiten die Links beinhalten die eventuell strafrechtlich relevante Inhalte haben..

Sorry, wegen dieser Überschrift, aber ich kann es einfach nicht kürzer beschreiben – nein, ich WILL es nicht kürzer beschreiben.

Der Fall „Wikileads“ – damit ging es los:

Zitat von Heise.de:

Für viel Wirbel hat die Veröffentlichung unter anderem der dänischen Sperrliste zum Blockieren von angeblichen kinderpornographischen Inhalten auf der Website von Wikileaks gesorgt. Inzwischen fand auch beim Besitzer der .de-Domain von Wikileaks, das sich als Sammelstelle für meist geheime Dokumente versteht, eine Hausdurchsuchung wegen dieser Inhalte statt.

Nun wurde eine weitere Hausdurchsuchung bekannt: Ein Blogger wurde Mitte Februar auf Anordnung des AG Pforzheim polzeilich bedrängt durchsucht, weil er einen Link auf einen Blog gesetzt hat, das wiederum auf Wikileads verlinkte, die wiederum die oben genannten Sperrlisten veröffentlichten.

Das Landgericht Karlsruhe musste über diese Entscheidung erneut entscheiden – und befand diese für RICHTIG. Die Hammer-Begründung (Sorry wegen diesem BILD-Style, aber mir platzt gleich was):

„Aufgrund der netzartigen Struktur des WORLD WIDE WEB ist jeder einzelne Link im Sinne der conditio-sine-qua-non-Formel kausal für die Verbreitung krimineller Inhalte, auch wenn diese erst über eine Kette von Links anderer Anbieter erreichbar sind“

Wie bitte?

Wie viele Links über Links dürfen es denn sein, damit ich verantwortlich bin? Muss ich jetzt quasi erst einmal mindestens alle Links einer Seite, auf die ich verlinke, nach verfolgen, und auf allen weiteren gefundenen Sites ebenfalls noch einmal nachforschen? Haben die den Knall nicht gehört?

Man bekommt fast den Eindruck, mit Hilfe dieser Sperrlisten, der Gerichte und mancher Richter will man eine ganz neue Art des Mundtot-machen erfunden haben – und setzt diese nun schon konsequent um. Nicht, dass ich mich arg an das Urteil des LG Hamburg aus 1999 erinnert fühle, dass dafür verantwortlich zeichnet, dass man heute noch auf etlichen Seiten sogenannte „Distanzierungen“ von „Fremdlinks“ findet. Es ist wirklich eine Schande, was in unseren Gerichten gerade passiert. Hausdurchsuchung – wegen so einem Link.

Ach, was das LG Karlsruhe noch von sich gab:

Zitat von Heise.de:

Zudem sei nach Ansicht des Landgerichts Karlsruhe durch das Setzen des Links ein Anfangsverdacht bezüglich des Besitzes von kinderpornografischen Darstellungen gegeben, der eine Beschlagnahmung der Computeranlage des Beschuldigten rechtfertige. Ein solcher Besitzerwerb sei bereits „mit dem automatischen Download in den Arbeitsspeicher, dem so genannten Cache, gegeben“

Ja, beschlagnahmt meinen Cache, da könnten böse Sachen drin sein. Eine Seite mit Link auf eine weitere mit Links (?) auf verbotene Inhalte, die ich mir niemals anschauen würde. Wenn es danach geht, freue ich mich auf die Beschlagnahmung sämtlicher Google- und anderer SuMa-Server in Deutschland und Durchsuchungen bei allen Beschäftigten dieser kriminellen Firmen, die Links auf Seiten setzen von denen […].  Und Redaktionen, Zeitungen, Webportale, unzählige Foren, Blogs.

Ich glaube ich starte eine Selbstanzeigewelle, denn wir alle machen uns strafbar – irgendwie bestimmt, wenn man dem LG Karlsruhe und AG Pforzheim folgt.

So, genug gekotzt, muss erst wieder was Essen.

PS: Fast hätte ich das Keyword „Satire“ eingefügt, bis mit wieder einfiel, dass das ja ernst gemeint ist.

Wurde auch Zeit: Mehdorn geht

Deutsche BahnHartmut Mehdorn bot in Folge der anhaltenden Skandale nun endlich seinen Rücktritt an. Er bat um die Auflösung seines Vertrages. Nur 2 Sachen stören mich daran noch immer:

1. Mehdorn betont, dass es keinen Datenschutzskandal gäbe, sondern das alles, frei wiedergegeben, eine böseböseböse Schmutzkampagne gegen die Bahn als Konzern sein.

2. Wo ein dreckiger Kopf abfällt, wachsen in diesen Kreisen 2 nach.

Was sagt unser Herr Mehdorn denn genau dazu? Lest selbst:

Es handelt sich hier nicht um einen Daten-Skandal, es sei eine Kampagne gegen das Unternehmen, niemand bei der Bahn habe etwas Rechtswidriges getan. Das alles wird letztlich die Untersuchung der Sondermittler auch bestätigen.

Na klar, Herr Mehdorn. War ja nicht anders zu erwarten.
Und nun: Abmarsch!

H. Mehdorn - bei einer
H. Mehdorn - bei einer zu erwartenden dicken Abfindung wird er wohl nie bei der Bahnhofsmission landen. Sein Lachen behält er.

Seien wir also gespannt, welches fiese Grinsegesicht uns bei der DB als nächstes beehren wird, auserkoren von unseren sogenannten Bürgervertretern. Naja, treten können sie uns ja ganz gut, also gar nicht so falsch.

Wo wir gerad dabei sind: Wieso haben alle viele ekel unsympathischen Politiker und Manager ein dickes rundes Grinsegesicht, dass einen scheinbar anlacht während es von hinten kräftig Tritte in die Hintern der Bürger Deutschlands verteilt Dinge macht, die gar nicht zum Lachen sind?

Über Sperrlisten, Hausdurchsungen und Auswandergedanken

Man fühlt sich in Deutschland zunehmend unwohl. Der geneigte Leser, der sich mit dem Überwachungswahn und jüngsten Aktionen sowie Äußerungen von Schäuble, Zypris, von der Leyen und Co. beschäftigt, weiß wahrscheinlich, wovon ich spreche. Sperrlisten, Online-Durchsuchung auch bei Strafverfolgung, Killerspiel-Verbot (was wir ja noch nicht haben..) usw. gehen dieser Tage recht un-kritisiert durch die großen Medien. Mit wahrscheinlich unsachgemäß durchgeführten Hausdurchsuchungen wird derzeit Wikileads versucht in die Knie zu bringen. Da fragt man sich, wann bei einem zu Hause um halb Sechs Morgens mal die Tür klingelt, weil man Kritik anbringt.. Der Blogger Alvar Freude hat zum Thema Kinderporno-Sperren einen sehr lesenswerten Beitrag geschrieben.

Nun gibt es aber immer noch mehr als genug Menschen mit dem Totschlag-Argument „Ich hab nix zu verbergen, und Kinderpornos guck ich auch nicht“. Schön, dass Sie nichts zu verbergen haben – dann freuen Sie Sich doch schon einmal auf die nächste Hausdurchsuchung, wenn das BKA mittels diverser Logging-Aktionen der Meinung sein könnte, Sie würden sich nur deshalb für die meist gesuchten Schwerverbrecher interessieren, weil sie zu denen gehören. Oder der Sohnemann beim Herunterladen von einem flotten Video etwas erwischt, was man als Kinderporno bezeichnen könnte – schon haben Sie etwas derartiges Konsumiert und ein Problem, wenn das BKA / Polizei irgendwie Wind davon bekommt, dass auf Ihrem PC ein solcher Download stattfand.

Aber gut, Sie haben ja nichts zu verbergen und solche Durchsuchungen / Ermittlungen laufen ja schließlich auch immer mit Zeugen und fair ab, richtig?